Diplom-Biologe · Immunbiologe
Heilpraktiker · Diplom-Akupunkteur
Mikrobiologie · Genetik Biochemie · Neurobiologie
Im Darm befindet sich das sogenannte Mikrobiom – die Gesamtheit aller Darmbakterien – die aus vielen verschiedenen Bakteriengruppen besteht. Die Darmbakterien übernehmen viele lebenswichtige Aufgaben im Körper. So beeinflussen sie zum Beispiel das Immunsystem, den Hormonhaushalt und die Nährstoffaufnahme über den Darm.
Normalerweise befinden sich diese Bakterien in großer Zahl im Dickdarm. Kommt es nun zu einer Besiedlung des ursprünglich keimarmen Dünndarms, spricht man von einer Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO). SIBO – aus dem Englischen kommend, steht für Small Intestinal Bacterial Overgrowth.
Typische bei SIBO auftretende Beschwerden sind Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfall oder Verstopfung. Es kann aber auch zu Symptomen wie depressive Verstimmung, Migräne, Schlafstörungen, Gewichtsverlust und allgemeiner Erschöpfung kommen. Sogar Vitamin- und Mineralstoffmängel oder Entzündungen der Darmschleimhaut sind als Folge einer SIBO möglich.
Meist beginnen die Beschwerden einige Stunden nach der Einnahme einer Mahlzeit. Auf eine lange Nüchternphase hingegen folgt eher eine Beschwerdefreiheit. Dementsprechend werden die Beschwerden im Laufe des Tages meist schlimmer. Häufig lässt sich auch feststellen, dass die Einnahme von Probiotika in diesem Fall die Problematik verschlechtert.
Zur Risikogruppe gehören besonders Personen mit einer vorhandenen Grunderkrankung. Dazu zählen chronische Erkrankungen, Motilitätsstörungen des Magen-Darmtraktes, mechanische Darmblockaden, Immundefizite oder auch die langfristige Einnahme von bestimmten Medikamenten, insbesondere von Säureblockern, sogenannten Protonenpumpenhemmern. Des Weiteren sind Frauen tendenziell eher betroffen als Männer.
Bei einem gesunden Darm sorgt die sogenannte Ileozökalklappe, welche zwischen Dünn- und Dickdarm liegt dafür, dass keine Bakterien vom Dickdarm in den Dünndarm gelangen. Zusätzlich schützt sich der Verdauungstrakt vor einer Fehlbesiedlung durch die Magensäure sowie durch Selbstreinigung mittels der Muskelbewegung des Darms. Durch Störungen dieser Schutzfaktoren kann eine SIBO begünstigt werden.
Bei einer bakteriellen Fehlbesiedlung des Dünndarms werden Kohlenhydrate aus der Nahrung bereits im Dünndarm von den dort fälschlicherweise vorliegenden Bakterien verstoffwechselt. Die dabei entstehenden teils toxischen Abbauprodukte, wie beispielsweise Gase, führen dann zu den genannten Beschwerden.
SIBO lässt sich durch einen Atemgastest zuverlässig diagnostizieren. Dieser ist einfach durchführbar, nichtinvasiv und kann von dem Patienten selbstständig durchgeführt werden. Dazu wird vor Testbeginn eine Laktuloselösung – spezielle Zuckerlösung – verzehrt und im Anschluss in bestimmten Zeitabständen die Wasserstoff- und/oder Methankonzentration gemessen. Der SIBO-Test dauert etwa 90 Minuten. Sollten die Werte über den Normbereich ansteigen, liegt eine bakterielle Fehlbesiedlung vor.
Zur Behandlung einer SIBO ist es wichtig, die natürliche Verdauungsfunktion wieder herzustellen, um ein stabiles Gleichgewicht der mikrobiellen Besiedlung des Darms zu erhalten. Außerdem müssen die fehlbesiedelten Bakterien wieder reduziert werden. Zudem sollte ein Ausgleich der möglicherweise entstandenen Vitamin- und Mineralstoffmängel stattfinden. Bestand bereits eine Grunderkrankung, die zu einer SIBO geführt hat, sollte auch diese behandelt werden, damit es nicht zu einer erneuten Fehlbesiedlung des Dünndarms kommt.